Gebrauchtkauf

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Auch Fakeangebote für Räder, die so nicht existieren tauchen zunehmend in Internetkleinanzeigen auf. Also bitte mit der nötigen Vorsicht an einen Gebrauchtkauf herangehen.
 
Auch Fakeangebote für Räder, die so nicht existieren tauchen zunehmend in Internetkleinanzeigen auf. Also bitte mit der nötigen Vorsicht an einen Gebrauchtkauf herangehen.
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== Exkurs: Fakeangebote erkennen ==
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Gefälschte Angebote sind seit Jahren ein Problem bei Kleinanzeigen im Internet. Gemeint sind hierbei nicht Angebote, wo bei Alter oder Zustand geschummelt wird, sondern Angebote, wo das zum Verkauf stehende Rad nicht existiert, zumindest nicht im Besitz des angeblichen Verkäufers. Solche Angebote tauchen früher oder später bei fast allen Waren auf, nach denen eine hohe Nachfrage bei überschaubarem Angebot besteht - mittlerweile leider gelegentlcih auch bei Bromptons.
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Ziel dieser Betrüger ist es, das Geld vom Käufer zu bekommen ohne als Gegenleistung die Ware zu liefern. Im Wesentlichen gibt es dafür drei Wege:
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1. Den Kaufpreis vor der Lieferung per Versand kassieren und dann nicht liefern.
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2. Eine Anzahlung als "Reservierungsgebühr" zu kassieren und dann unterzutauchen.
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3. Bei einem Treffen den Käufer auszurauben.
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Nichts von alldem ist besonders erstrebenswert. Vollständig ausschliessen kann man diese Risiken leider nicht, jedoch mit ein bisschen Aufmerksamkeit und vernünftigem Verhalten kann man sie jedoch sehr niedrig halten. Konkrete Fälle sind zumindest mir bei Bromptons nicht bekannt, Versuche aber durchaus. Oft kann man schon aus der Anzeige erkennen, dass hier etwas nicht ganz astrein sein könnte.
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'''Die Anzeige'''
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Wie beschrieben gibt es die "perfekte" Verkaufsanzeige nur selten. Oft genug kann man sich nur wundern wie wenig auch seriöse Verkäufer über ihr Rad wissen, dass ihnen z.B. sogar die Anzahl der Gänge ihres Bromptons unbekannt ist und wie lieblos Anzeigen formuliert und aufbereitet sind. So kann man nur Idikatoren überprüfen, die Betrug wahrscheinlich machen. Je mehr Indikatoren zutreffen, desto vorsichtiger sollte man sein.
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- '''der Preis:''' Wenn der geforderte Preis drastisch niedriger ist als auf der betreffenden Plattform üblich hat man entweder das Schnäppchen des Jahrhunders gefunden oder es stimmt etwas nicht. Meistens zweiteres. Ein niedriger Preis zieht viele Leute an und weckt die Gier im Käufer, so dass Bedenken leichter über Bord geworfen werden. Das wissen auch die Betrüger. Allerdings ist das so plump und auffällig, dass sich die Gangster andere Wege suchen.
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- '''die Fotos:''' Wenn es kein Foto gibt ist das ein Ausschlusskriterium. Wenn es nur wenige Fotos gibt, die noch dazu vor einem neutralen Hintergrund aufgenommen sind, der überall sein könnte, ist das zwar noch nicht direkt verdächtig, aber zumindest nicht positiv. Das Problem: Die Betrüger besorgen sich die Fotos aus anderen Anzeigen aus dem Internet - auch hochwertige Fotos sind daher kein Garant für Seriösität. Optimal ist, wenn es viele Fotos gibt und mindestens eines der Fotos das Rad in einer Umgebung /Landschaft zeigt, die offensichtlich zum angeblichen Standort des Rades passt. Das mindert die Chancen, dass es sich um irgendwo aus dem Netz geklaute Fotos handelt deutlich. Wenn die Fotos unterschiedliche Räder zeigen ist das zumindest verdächtig. Die Bilder sollten aktuell sein - ein mehrere Jahre altes Datum in den Bildern sollte misstrauisch machen.
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Wenn man misstrauisch ist kann man mit Hilfe der Google Bildersuche überprüfen, ob die Bilder aus der Anzeige irgendwo im Internet auftauchen. Wenn das der Fall ist (selten) ist spätestens wenn das in einem Forum oder auf einer Webseite im fernen Ausland ist der Fall klar...
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- '''der Ort:''' Bei Anzeigen, die auf Versandbetrug abzielen ist der angebliche Artikelstandort gerne in sehr abgelegenen Landstrichen, fernab jeder Autobahn. Auch das ist ein sehr weicher Indikator - zum einen gibt es Bromptons nicht nur in Städten, zum zweiten kann sich - wie wir später sehen werden - auch ein Standort in der Stadt als Luftnummer entpuppen.
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- '''Die Beschreibung:''' Wenn die Beschreibung offensichtlich nicht zum Rad auf dem Bild passt ist das ein klarer Indikator. Auch ein Text, der verdächtig nach dem Ergebnis einer Übersetzung mit Hilfe des Google-Translators aussieht, sollte sehr misstrauisch machen. Ebenso einer, der Rechtschreib- und Grammatikfehler in epischem Ausmass enthält. Viele (aber nicht alle) der Betrugsanzeigen sind ausländischen Ursprungs - selbst wenn der Urheber deutsch kann sind die Kenntnisse doch oft eingeschränkt. Jedoch werden gelegentlich auch Anzeigentexte gehijackt - der Text stammt also von einer anderen, seriösen Anzeige, die z.B. schon ein oder mehrere Jahre zuvor veröffentlicht wurde, vielleicht auf einer ganz anderen Plattform.
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- '''Die Verkäuferhistorie:''' Ist der Verkäufer erst seit dem Tag der Anzeige auf der jeweiligen Plattform registriert sollte das misstrauisch stimmen. Deswegen muss er noch lange kein Betrüger sein, wenn der Account aber schon einige Jahre existiert ist das deutlich vertrauenserweckender.
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- '''Der Verkäufername:''' Wenn ein vollständiger Verkäufername angegeben ist hat das zwar nicht viel zu bedeuten (ein Name ist schnell erfunden), aber man hat zumindest einen Anhaltspunkt. Auf der anderen Seite will nicht jeder seinen Namen öffentlich im Netz lesen - ein hartes Kriterium ist das also sicher nicht.
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- '''Die Telefonnummer:''' Eine angegebene Telefonnummer ist sehr positiv. Erst mal zur schnellen Kontaktaufnahme, aber auch als ein Indikator für Seriösität. Auch hier gilt: Das alleine reicht nicht. Es gibt Prepaid-Handys ohne Rückverfolgungsmöglichkeit und auch eine Festnetznummer ist im Zeitalter von IP-Telefonie schnell eingerichtet. Für die Betrüger bedeutet das aber Mehraufwand - eine Telefonnummer ist also in jedem Falle positiv. Man sollte sie dann bei Interesse auch anrufen - gelegentlich werden "irgeneine" Telefonnummer angegeben und ein Anruf zeigt schnell, dass deren Inhaber nichts von einer Verkaufsanzeige weiss.... Im umgekehrten Fall möchte nicht jeder stunden- oder tagelang von allen möglichen Leuten angerufen werden, nur weil er oder sie ein Fahrrad verkaufen will. Eine fehlende Telefonnummer ist also kein auch alleiniges Ausschlusskriterium.
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Wie man sieht: Die Mischung macht's. Die Fakeanbieter lernen auch dazu, so ist es heute oft nicht leicht zu beurteilen, ob ein Angebot echt ist oder falsch. Wenn es einem "echt genug" erscheint kann man ja Kontakt aufnehmen - noch ist ja nichts passiert.
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Wird man in Deutschland nicht fündig schweift der Blick vielleicht weiter: Auch im Ausland kann man Bromptons kaufen, teilweise zu deutlich niedrigerem Preisniveau als in Deutschland. Der Bromptonhype treibt hierzulande die Gebrauchtpreise stetig nach oben - in anderen Ländern sieht das anders aus und so kann sich inbesonder für Bewohner grenznaher Regionen ein Blick gen Belgien und teilweise auch Richtung Niederlande lohnen. Auch ein Kauf in England kann eine Option sein und es gibt ja noch weitere Länder...
 
  
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'''Die Kontaktaufnahme'''
  
  
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Hier trennt sich oft die Spreu vom Weizen. Je nach Misstrauensgrad sollte man sich überlegen, welche seiner persönlichen Daten man in der ersten Anfrage exponiert - schliesslich hat man keine Ahnung, wer da am anderen Ende des Internet sitzt. Von sehr netten Kontakten bis zu anschliessendem Stalking ist alles möglich. Höflich sollte man immer sein - bei allem Verständnis will auch ein seriöser Anbieter lieber nett behandelt werden als wie ein potentieller Verbrecher. Wenn die Anfrage auf ein Angebot dann damit beantwortet wird, dass der Anbieter leider mittlerweile ins Ausland verzogen sei, aber gerne nach Deutschland verschickt - vergessen. Das ist immer Betrug. Wenn der Standort des Artikels auf einmal in Warschau ist - vergessen. Die Anzahl der phantastischen Geschichten ist gross, stimmen tut daran erfahrungsgemäss nichts.
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Wenn bis dahin immer noch alles in Ordnung ist und man das Rad nicht, oder nur mit erheblichem Aufwand selbst besichtigen und abholen kann kann man noch weitere Schritte zur Absicherung unternehmen: Zunächst mal sollte man die Rahmennummer erfragen. Wenn sie vom Schema her stimmt und auch zur angegebenen Altersklasse des Rades passt und zudem das Rad nicht als gestohlen gemeldet ist ist das schon mal gut. Einige Verkäufer wollen die Rahmennummer nicht rausgeben - entweder aus Angst vor irgendwas Ominösem oder weil sie was zu verbergen haben. In so einem Fall würde ich persönlich vom Kauf Abstand nehmen.
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Die nächste Stufe der Absicherung sind zusätzliche Fotos - und zwar nicht nur, um Detailfragen zum Rad zu klären sondern um sicherzustellen, dass der Anbieter das Rad auch wirklich in Besitz hat. Man kann also z.B. nach Fotos von Stellen fragen, die nicht so häufig fotografiert werden. Hat der Anbieter die Fotos irgendwo im Internet geklaut wird er das nicht liefern können für das betreffende Rad.
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Natürlich ist das auch Arbeit für den Verkäufer und wenn es sich um ein günstiges Angebot handelt ist vielleicht ein anderer Käufer schneller, der nicht so misstrauisch ist - vielleicht ist der aber auch nur schneller betrogen. Es ist eine individuelle Entscheidung, welches Risiko man einzugehen bereit ist. Erheblich schneller geht ein Telefongespräch - hier kann man auch viele Details abklären und oft entpuppt sich eine karge Internetannonce als extrem netter Kontakt oder umgekehrt eine auf den ersten Blick tolle als jemand, mit dem man gewiss keine Geschäfte machen möchte. Auch nach einem Telefongespräch sollte man kurz die Wesentlichen Gesichtspunkte zusammenfassen und per Mail oder die Nachrichtenfunktion der jeweiligen Plattform bestätigen - so lassen sich Missverständnisse vermeiden und man hat zumindest einen Anscheinsbeweis für die Vereinbarungen, wenn hinterher mit dem Rad nicht alles so sein sollte wie erhofft und versprochen.
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Oft wird empfohlen, sich wechselseitig Scans von Ausweisdokumenten zuzuschicken. So richtig überzeugend finde ich das nicht: Jemand, der betrügerische Anzeigen einstellt kommt auf diesem Wege sehr schnell und problemlos gleich zu einem ganzen Satz Zweitidenditäten samt dazugehöriger Dokumente. Und er kann sich ausserdem ja seinerseits als Käufer bei seriösen Anzeigen ausgeben, nur um mit diesem Vorgehen völlig unaufwändig an Dokumente zu kommen, zu denen dann passende Anzeigen erstellt werden. Unterm Strich hilft das also nicht so furchtbar viel, man setzt sich aber selbst der Gefahr des Identitätsdiebstahls aus, sowohl als Verkäufer, aber auch als Käufer.
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Unterm Strich kommt irgenwann der Punkt, ab dem man dem Verkäufer vertrauen muss. Den Schwellwert dafür muss jeder selbst festlegen. Wenn es möglich ist das Rad persönlich abzuholen macht das Vieles erheblich leichter. Nicht zuletzt kann man sich dann auch versichern, dass der Zustand des Rades dem Beschriebenen entspricht. Wenn man selbst nicht vor Ort kommen kann kennt man vielleicht jemanden in der Nähe, der das übernehmen kann - eigentlich geht es ja in erster Linie um das Henne-Ei-Problem "was fliesst zuerst? Geld oder Ware?". Heutzutage ist das typischerweise das Geld und da steckt das Problem: Wirklich sichere Zahlungswege, wo man sein Geld im Problemfall zuverlässig wieder bekommt, gibt es an der Stelle nicht, auch wenn Paypal und Co gerne etwas anderes behaupten. Das Risiko liegt also typischerweise auf Seiten des Käufers und ein Notaranderkonto wird wohl niemand ernsthaft in Erwägung ziehen, der einfach nur ein gebrauchtes Brompton kaufen will...
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Wie gross das Risiko ist betrogen zu werden, lässt sich schwer einschätzen. Es kommt vor - ein Beispiel findet sich z.B. im Forum des Moulton-Owners-Club: http://www.moultonbuzz.com/community/groups/open-discussion-group/forum/topic/moulton-speed-craigslist-scam/
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Die Anzeigenplattformen sind sehr daran interessiert, betrügerische Anzeigen zu identifizieren und zu löschen. Dennoch nimmt Internetkriminalität insgesamt zu und so auch die Frequenz betrügerischer Anzeigen. Und selbst wenn man beim Bromptonkauf noch rechtzeitig die Handbremse zieht: Mit einer gestohlenen Identität kann der Bösewicht noch ganz andere Sachen machen und so dem Käufer oder Verkäufer lange Zeit erheblichen Verdruss bereiten...
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'''Fazit'''
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Mit einer gesunden Portion Misstrauen an Internetanzeigen ran zu gehen ist also empfehlenswert, paraniod braucht man deswegen aber auch nicht gleich zu werden - der weit überwiegende Teil der Angebote ist seriös. Wenn man sich an die alte Weisheit hält: "if it's too good to be true it's probably not true" ist schon viel gewonnen.
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== Kauf im Ausland ==
 
== Kauf im Ausland ==
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Wird man in Deutschland nicht fündig schweift der Blick vielleicht weiter: Auch im Ausland kann man Bromptons kaufen, teilweise zu deutlich niedrigerem Preisniveau als in Deutschland. Der Bromptonhype treibt hierzulande die Gebrauchtpreise stetig nach oben - in anderen Ländern sieht das anders aus und so kann sich inbesonder für Bewohner grenznaher Regionen ein Blick gen Belgien und teilweise auch Richtung Niederlande lohnen. Auch ein Kauf in England kann eine Option sein und es gibt ja noch weitere Länder...
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Version vom 1. Mai 2015, 14:38 Uhr

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